Selbstverständnis

Unser Selbstverständnis

Dringende Notlagen und Krisensituationen erfordern in der Regel rasches Handeln und Handlungsfähigkeit. Als freier Träger der Jugendhilfe entwickeln wir die Rahmenbedingungen, um Kindern, Jugendlichen und Familien möglichst schnell individuelle Hilfen anbieten zu können, die nicht nur akut unterstützen, sondern auch zu einer Stabilisierung und positiven Veränderung der Situation verhelfen sollen.
Manche Notlage entsteht im engsten Bezugssystem. Verschiedene Formen von Gewalt, Überforderung, Vernachlässigung, Suchtverhalten oder unangemessener Sexualität schaffen eine innere und äußere Verwahrlosung der einzelnen Menschen. Wie bei Naturkatastrophen stehen Gefühle der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins im Mittelpunkt der systemischen Selbsterhaltung.
Kinder und Jugendliche leiden besonders in Notlagen. Sie sind noch in der Entwicklung und können in ihrer Gesamtentwicklung gehindert, fehlgeleitet und neurobiologisch ungünstig geprägt werden. Da sie aber Meister der Anpassung sind, erleben sie die Notlage als „Normalität“ und sichern ihr Überleben mit erstaunlicher Kreativität. Von den Mitmenschen unbemerkt und in der Regel unbewusst, machen sie „aus der Not eine Tugend“ und gleichen ihren Mangel aus. Werden sie allerdings auffällig, grenzen sie sich aus der Gemeinschaft aus oder werden ausgegrenzt. Wenn sie versuchen Bedürfnisbefriedigung durch Delinquenz zu erlangen, belasten sie sich selbst und die Gemeinschaft, zu der sie eigentlich gehören wollen.
Für die Jugendhilfe heißt dies, dass zunächst die Notlage des Kindes erfasst werden muss, um eine erfolgversprechende und angemessene Hilfe entwickeln zu können. Wenn die Notlage, mögliche Ursachen und die Hilfeform definiert sind, ist das richtige Angebot unter Berücksichtigung der Ausgewogenheit von Nutzen und Aufwand zu finden. Es heißt aber auch, dass zu allererst sicherere Räume innerlich und äußerlich geschaffen werden und Normalität neu definiert werden müssen.
Dieser Problematik stellt sich der Träger KJH-AKUT gGmbH mit klärenden, flexiblen, individuellen Angeboten, fallbezogener Vernetzung und mit vorhandenen oder zu entwickelnden Ressourcen und Kompetenzen. Es geht dem Träger nicht nur um die Spezialisierung auf bestimmten Gebieten der stationären oder ambulanten Hilfen, sondern vor allem um die Spezialisierung für den jeweiligen Fall. Durch die Schaffung von Rahmenbedingungen und dem Einsatz der benötigten Mittel und Methoden sollen die Prozesse ressourcenaktivierend zu einem individuell selbstbestimmten, von Hilfen unabhängigen und gesellschaftlich integrierten Leben führen.
Konzepte und Maßnahmen werden auf der Grundlage praktischer Erfahrungen, interner, gesellschaftlicher und gesetzlicher Entwicklungen, fachlicher Diskurse und Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung weiterentwickelt und fortgeschrieben. 

„Betonung wahlweise der institutionellen Gelegenheitsstrukturen 
(„Fördern“) oder der individuellen Verantwortung zur Nutzung derselben („Fordern“)“ 
(Prof. Dr. S. Lessenich; 2016)

(Quelle: Präambel Konzept flexibles Wohnprojekt Dezember 2019)
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